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Als Künstler pfeife ich oft auf Wirklichkeit

Mein zweites Vorwort zu den Phantaphotos, vermutlich von 2016 (erstmals schrieb ich dazu etwas 1998)

Die digitale Veränderung von Fotos ist im Bereich der Kunstgriffe beim Fotografieren mein zentrales Ding. Ihr Vorläufer sind die Sandwich-Dias von "Psychodelia", bei denen ich 1992 bis 1994  talentierte Jahre hatte, in dem ich das konnte - und seitdem nicht mehr. Bei den digitalen Fotos mussten die Apparate erst einmal heranwachsen - seit 2010 "Madrid" halte ich akzeptables Gerät in der Hand. Zuvor bereits, ab 2008, stellte ich am Computer verfremdete Analogfotos aus: Die "schrillbösen Bilder" von 2008 sind bereits Phantaphotos. "Fernrohre" von 2001 und die "Postkarten aus Berlin" von 2003 waren technisch noch auf der Suche.

Von "Psychodelia" 1993 bis "schrillböse Bilder" 2008 wird deutlich, dass ich Fotos nicht verändere, um vom Anschein her Wirkliches aufzupolieren. Das macht jeder Fotoredakteur. Ich haue mit der Faust auf manches Foto. Das Ding springt ganz woanders hin. Wir - die Fotos da, ich hier - erzeugen Szenen, die auf Wirklichkeit pfeifen. Am Computer werde ich zum digitalen Maler. Meine Ergebnisse sind surreal. Kein Pinsel wird mehr geschwungen - danke, lieber Maler-Kollegen, ihr habt schon alles erreicht - sondern die Maus.

Das macht Spaß. Das macht mich sogar süchtig. Wenn ich auch noch Szenen des fotografischen Spaziergangs durch Venedig 2016 mit digitalen Waffen überhöhe, sage ich mir zugleich: "Lass es, Junge. Das Ding wirkt doch in sich bereits." Ja, die gradlinig, am liebsten ohne Nachbearbeitung wirksamen Fotos mag ich schon und ließ im letzten Jahrtausend eine Hundertschaft an großen Analogabzügen herstellen, stelle sie auch heute auf Nachfrage aus (sie sind jetzt etwas teuer :-) - aber da befinde ich mich in einer Massenbewegung. Erst auf "Flickr", jetzt auf "Instagram" werden mittlerweile grandiose Fotos zum Nulltarif verschleudert. Würde ich heute ein Foto zur Nutzung kaufen wollen, so suchte ich nicht bei den Profis, sondern wühlte in den Wundern, die die "Amateure" publizieren, und für 50 Euro erhielte ich die Rechte.

Was ich im Rahmen von "Phantaphoto" erstelle, finde ich nicht in den Angeboten des Internets. Wenn ein Software-Profi meine Bilder analysiert, wird er die Methoden der Software-Pinselführung erkennen und kann beginnen, Vergleichbares zu bauen. Aber erstens ist er dann Zweiter und zweitens: Bubi, hast du das gleiche Talent? Immerhin bauten seit Beginn der Fotografie meine Mitmenschen Foto-Überblendungen, aber die Bilder von "Psychodelia" kann ein Fachmensch derzeit (es gibt noch keine Fälscher gezielt meines Stils) unter beliebigen Alternativwerken Anderer herausfinden.

So auch bei "Phantaphoto": Ladies and Gentleman, wasse hier sehen, is einmalisch! Verfremdetes, Enthemmtes, Entwurzeltes, Fantastisches. Rechts neben uns erblicken Sie ein wahrlich schüchternes (aber in der Botschaft wunderbares) Verfremdungsbeispiel. Das Prinzip des "Phantaphotos" greift sich mittlerweile schon meine ältesten Schwarzweißfotografien und katapultiert sie zu "psycholand.de".

Meine digitalen Gemälde werkeln und wirken oft nebenbei, aber prägnant in meinen Kunstausstellungen. Noch bei der Grafik-orientierten Aussstellung "traumjahr.de" in Honau bei Lichtenstein 2022 platzierte ich ein einzelnes Phantaphoto mit regionalem Bezug im Eingangsbereich. Meine Phantaphotos erklären treffend, was ich kann und wohin ich als Künstler strebe.

Bildumfärbung - nur der Himmel ist surreal. Die Palme wuchs wirklich so vor dem Buddha. Das Lichtbild stammt von meiner Tante Elisabeth. Ich selbst war bisher nie in Fernost. Titel:  "Schöpfung"

  

Was kann man mit Fotos machen? Überblenden, projizieren, digital verfremden, in Gemälde umwandeln oder unmanipuliert lassen. Das bei meinen Mitmenschen Häufigste platziere ich hier mal als letztes :-)  

Willkommen in "Phantaphoto" - Fotos von gradlinig bis extatisch, digital verfremdet